Chronik 1988
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1988
Die zweite Herrenmannschaft wurde ungeschlagener Meister und steigt in die 1. Kreisliga auf (siehe Bild links). Nach der Vizemeisterschaft 1987 konnte man die Mannschaft zum Favoritenkreis rechnen. Auch die Damenmannschaft befindet sich im Aufwind. Nur ein Quäntchen Glück fehlt noch zur Spitze.
Die erste Herrenmannschaft verstärkte sich durch den Schweden-Import Frederik Edholm. Das Training leitete Rolf Merkel.
Im August wurde ein Damen-Pokalturnier ausgetragen. 10 Damenmannschaften nahmen daran teil.
Clubmeister wurden:
Herren-Einzel: Jürgen Köninger Damen-Einzel: Anja Panter Senioren-Einzel: Gerhard Köninger
Die Senior/innen nahmen am „Klingelberger" Pokal-Turnier des TC Durbach teil und belegten einen beachtlichen vierten Platz in der Trostrunde.
Eine neuerliche Freundschaftsbegegnung fand im September mit den Tennisfreunden aus Hohenlimburg statt. Höhepunkt dieses Treffens war der gemeinsame Lichtgang zu Vollmers Mühle und die Wanderung um die Hornisgrinde.
Die jährlich durchgeführten Jugendclubmeisterschaften blieben ohne große Überraschung. Das Training leitet Guido Binner.
Beim TC Freiburg-Tiengen waren Vorstandsmitglieder des Bezirks sportlich vereint. Das Treffen dient auch dem Informationsaustausch zwischen den Vereinen und der Bezirksvorstandschaft (siehe Bild rechts).
Aus dem Vorstand scheidet der Kassierer Bernd Bäuerle aus, ebenso Martin Bohnert als Beisitzer.
Mit einem Weinpräsent und dem Dank der Mitglieder wurden beide Vorstandsmitglieder verabschiedet.
Doris Knapp wurde zur neuen Kassiererin und Helmut Böhler zum Beisitzer gewählt.
Mit dem Rektor der Erwin-Schweitzer-Schule, Herr Dolipski, wurde Verbindung aufgenommen, um das vom Sportbund geförderte Projekt Schule-Verein umzusetzen. Im Sommer wurde in das Clubhaus eingebrochen. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren ohne Erfolg eingestellt.
Von wegen Ädwantitsch und so
Also alles fing damit an. dalj meine Frau eine Freundin hat. die sich jede Woche mindestens einmal in ihr Tennisröckchen zwängt, um auf dem Tennisplatz die Luft zu sieben. Denn das. was sie spielt, kann man einfach nicht Tennis nennen, es ist eher eine Art Pantomime und könnte genauso gut ohne Ball gespielt werden, denn den erwischt sie ohnehin meistens nicht. Zwar spiele ich selber nicht Tennis, aber wie jeder anständige Deutsche sehe ich mir im Fernsehen Boris und Steffi an. wenn sie den Rest der Welt wieder einmal als Fürchten lehren, und weiß daher, was Tennis ist.
Auf jeden Fall hat diese Freundin meine Frau animiert, was in diesem Fall soviel wie verführt heilit. sich ebenfalls dem Tennisspielen zuzuwenden. Meine Frau kaufte sich Tennisdreli. Schuhe und Schläger. Grundsätzlich hatte ich nichts dagegen, denn Sport ist ja gesund, und außerdem ist meine Frau alt genug, um zu wissen, was sie will. Nachdem nun bereits meine Frau heftig infiziert war, griff der Tennisvirus auch auf meine Tochter über. Mit ihren neun Jahren ist sie ein echter Sportfan und sie hat. das mulj ich zugeben, auch eine Portion Talent. Als sie den Tennisschläger meiner Frau sah. beschloß sie spontan, in die FuDstapfen von Steffi Graf zu treten. Den Tennisdreli könne ich ihr noch ausreden. aber um einen Schläger und um eine Dose Bälle kam ich nicht herum. Tennisstunden waren natürlich auch nötig, denn Kinder sollen von Anfang an die richtige Haltung lernen und wie man den Arm samt Tennisschläger sauber zum Ball führt. Nur nicht aus dem Flandgelenk schlagen! Da meine Frau nach zwei Tennisstunden erste Anzeichen eines Tennisarmes zu spüren glaubte. stellte sie vorübergehend ihre sportliche Betätigung mit der Filzkugel ein.
Ich aber, der mit all dem nichts zu tun haben wollte, avancierte zum Trainingspartner meiner Tochter. Selbstverständlich nicht auf dem Tennisplatz sondern in unserem Hof. Da stand ich nun, den Tennisschläger meiner Frau in der Hand. und in einiger Entfernung mir gegenüber meine Tochter mit einem etwas kleineren Schläger. Ich tat mein Bestes, aber das war wenig genug. Keine dieser Trainingseinheiten ging zu Ende, ohne daß meine Tochter mich durch Bemerkungen gedemütigt hatte. „Papa, das war zu hoch." „Papa, das war zu weit.“ „Papa, den hättest du aber treffen müssen." ..Papa, wenn du noch einmal Uber den Zaun schießt, dann holst du den Ball selber. Ich bin doch nicht dein Balljunge."
Als mir eines Nachmittags ein Schlag völlig mißglückte — ich traf den Ball mit der Schlägerkante — und der Querschläger in den Zweigen einer Tanne hängen blieb, da sagte meine Tochter ebenfalls etwas, aber bedeutend leiser als sonst. Ich auf jeden Fall meinte den Satz „Mein Gott, ist der blöd" gehört zu haben. Meine Tochter leugnete beharrlich.
Ausnahmsweise legte ich mich an einem Nachmittag zum Schlafen nieder. Doch mit dem Einschlafen wurde es nichts, ln regelmäßigen Abständen flog der Tennisball gegen den Rolladen. Auf die Dauer ist das nicht zu ertragen, es ist eine Art ausgeklügelte Form der Folter. Ich stand also auf und stellte meine Tochter zur Rede. Sie gab mir zur Antwort — ohne ihr Spiel gegen die Hauswand zu unterbrechen: „Boris Becker hat als kleiner Junge stundenlang gegen die Hauswand gespielt. Ich kann auf dich keine Rücksicht nehmen, wenn ich die Nummer Eins werden will."
Mit ihr weiter zu verhandeln, war sinnlos, das spürte ich. Ich konnte doch der Weltkarriere meiner Tochter nicht im Wege stehen. Ich nahm einen zweiten Anlauf, meinen Mittagsschlaf zu machen. Mein Töchterchen spielte unbeirrt gegen den Rolladen, nur sagte sie jetzt nach jedem Treffer: „Ädwantitsch. Schnurr." Für mich hörte sich das an wie: „Ätschibätsch.“
Will ich meiner Tochter abends eine Geschichte erzählen, dann unterbricht sie mich mit Fragen, die mich an eine überrissene Vorhand erinnern: „Papa, auf welchem Platz bin ich denn in der Weltrang liste?" oder an einen Volley-Stop: „Papa, soll ich die Grundschule ferig machen, oder sofort Profi werden?" Meine Abneigung gegen Tennis ist gewachsen, sogar im Traum verfolgt mich das Thema noch. Vor kurzem habe ich geträumt, ich hätte mit meiner Tochter zusammen das Gemischte Doppel in Flushing Meadow gespielt gegen das Paar Harald Juhnke/Margret Thatcher. Wir gewannen das Doppel, meine Tochter erhielt einen Pokal und ich einen Gutschein für drei Tennisstunden.
Aber letzte Woche hatte ich endlich einen Tennistraum, der mir gut tat: Ich bestellte in einem Lokal einen Wurstsalat und man servierte ihn mir in der Siegerschale von Wimbledon. Als ich den Salat gegessen und die Salatsoße mit Brot aufgetunkt hatte, konnte ich die Inschrift des Tellers lesen: „And first of all: no sports." (W. Churchill)
Verfasst von Otmar Schnurr im April 1988